Für die Spielleitung beginnt so ein Heimspiel spätestens am Vortag. Pflockung (Penalty Areas und Ausgrenzen) kontrollieren und an kritischen Stellen zusätzlich sprühen. Boden in Ausbesserung auf dem Platz sprühen (diesmal brauchte es dazu zwei ganze Farbdosen), beurteilen, ob die Bahn 15 ohne Besserlegen fair gespielt werden kann (erfordert immer Freigabe durch BWGV und Anpassung der Tagesplatzregeln), gemeinsam mit dem Captain vor/auf den Grüns T-Punkte bzw. Pin Positionen bestimmen (ja nicht mehr als 2 Grad Neigung in der unmittelbaren Lochumgebung, nicht zu nah an Wellen oder gar dem Grünrand etc. – Grüns 10, 14 oder 17 sind da immer besonders spannend), sprühen, abschreiten und notieren. Oft hält man sich dem Greenkeeping zu Liebe an einen der sechs Sektoren, diesmal waren die Fahnenpositionen (wo möglich) vom Heimspieltag in 2023 gewünscht. Schadstellen (ausgelaufenes Motorenöl, Tierlöcher, Kahlstellen, nicht ausgebesserte Pitchmarken – eine BWGV Referee-Kollegin würde jetzt sagen „an absolute disgrace“ – , alte Fahnenpositionen etc.) erschweren dies zusätzlich. Immerhin war es für den Heimspieltag nur eine Position pro Grün und nicht drei wie z.B. bei den Clubmeisterschaften. Die Arbeit mit den Pin Positionen alleine dauert dann (auch zu dritt) schon mal gerne 2 Stunden – nicht selten unter ungeduldigen Blicken oder hektisch gestikulierenden Golfern, die es nicht erwarten können, das Grün anzuspielen. (Bei einem Referee-Einsatz in einem unserer Nachbarclubs wurde uns unlängst von Spielern zugerufen, dass wir uns dafür gefälligst eine Startzeit nehmen sollen). Danke an alle, die geduldig Verständnis für uns haben!
Für den verantwortlichen Spielleiter beginnt der Tag des Wettspiels auf dem Platz früh morgens gegen 06:30 Uhr. Abschlagsmarkierungen auf Vermessungspunkt versetzen, ausrichten und sprühen, schauen, ob noch alle Fahnen da sind, Pin Positionen kontrollieren (so ein weißer Punkt kann vom Greenkeeping schon gerne mal mit Hinterlassenschaften von Vögeln verwechselt werden), ausnahmsweise – weil wichtiges Turnier – auch Lochränder weiß sprühen, Böden in Ausbesserung (die man am Vortag übersehen hat) sprühen, tote Vögel einsammeln (okay: einsammeln lassen) usw.
Um 09:00 Uhr wird dann von Tee 10 gestartet. Kaum jemand von den Spielern ist 5-10 Minuten vor der Startzeit zur Stelle – nur gut, dass es diesmal nicht viel zu erzählen gibt. Hinweis auf DGL-Hardcard - insbesondere in Hinblick auf straflose Erleichterung von frisch verlegten Grassoden und mit Kies verfüllten Drainagegräben (gerade wegen des Zustands der Bahnen 11, 12 und 15). Keine zusätzlichen Tagesplatzregeln, sehr gut – aber – Live Scoring. Keiner hat dazu wirklich Lust, aber es muss halt sein. Kein Datenvolumen mehr. Geringer Akkustand. Scoring Webseite von Eltern auf dem Handy nicht freigeschaltet. Handy im Auto vergessen. Lenkt mich zu sehr ab. Mein Handy telefoniert nur .. alles schon gehört. Im besten Fall wird ein Caddie im Flight dazu verdonnert.
Es sind noch nicht alle gestartet, dann geht es schon los mit Beschwerden von Captains und Zuschauern. Wie kann es sein, dass reihenweise Hole-in-Ones gespielt werden und das dazu noch auf Par 4 Bahnen? So steht es zumindest im Live Scoring. Keine Ahnung und eigentlich auch kein Problem der Spielleitung. Aber gut – wir sind ja zu dritt in der Spielleitung – Danke an Mathias Mergenthaler und Thomas Kettner – also Kollegen zu den Spielern geschickt. Natürlich keine Hole-in-Ones, und was war es? Statt der Scores hat der Caddie nur die Schläge über Par eingegeben (und das für alle Spieler im Flight). Spieler können bereits gespielte Löcher nicht korrigieren – deswegen Katja Kütterer im Sekretariat bemüht, online die Änderungen durchzuführen. Okay, Problem gelöst und alle wieder entspannt. Uff.
Sonst keine besonderen Vorkommnisse am Start – nur einen Spieler davon abgehalten, für einen nach links verzogenen Ball einen provisorischen Ball zu spielen. (Regeltipp: Links auf Bahn 10 ist ja Rot gesteckt, das hätte den provisorischen Ball zum Ball im Spiel gemacht – plus 1 Strafschlag dazu). Gegen 11:00 Uhr waren dann alle Spieler auf dem Platz.
Anders als bei Wettspielen mit Damen wird bei Herren nicht immer auf dem Fairway gespielt. Auf der Bahn 17 standen drei Flights auf dem Abschlag, ein Flight auf dem Fairway und eines auf dem Grün. Warum? Bälle links/rechts weggeschlagen, mehrere provisorische Bälle oder eben keinen provisorischen Ball gespielt, Bälle im Hard Rough gesucht, nicht immer gefunden, zurückgelaufen, mehrfach hintereinander Stromleitung getroffen etc. Hat von außen betrachtet eher nach „Wild West“ ausgesehen. 60 Minuten hinter der Zeit nach nur sieben Bahnen. Für die Spielleitung eigentlich ein Worst-Case-Szenario – aber es war nichts zu machen – fast alle Flights hatten dieselben "Probleme" – und Suchzeit pro Ball (nicht im selben Bereich) sind halt 3 Minuten.
Eigentlich waren die Wetteraussichten gar nicht so schlecht. Da war zwar eine kleinere Gewitterzelle auf der offiziellen - vom DGV zertifizierten - Blitz App zu sehen, aber die sollte südlich von uns vorbeiziehen. Sollte .. Bei den ersten Blitzeinschlägen innerhalb des berüchtigten 25 km Radius gab es allerdings keine Wahl mehr .. Spielunterbrechung. Nächstes Horror-Szenario für jede Spielleitung – aber es lief alles geordnet ab. Ein langer Signalton und alle runter vom Platz.
Dann ging es los und ich übertreibe wirklich nicht: Wie lange wird die Unterbrechung dauern? Keine Ahnung! Nur ungefähr? Nein, keine Ahnung, vielleicht 30-45 Minuten oder länger. Können wir heute noch zu Ende spielen? Sorry, weiß ich nicht, Sonnenuntergang ist um 21:15 Uhr, dann müssen wir schauen. Wir müssen noch 2 Stunden nach Hause fahren. Hmm, tut mir leid, habe mir meinen Sonntagnachmittag auch anders vorgestellt. Meine App zeigt, dass der Regen abzieht. Ja, aber meine Blitz App ist entscheidend und da werden immer noch Blitze im Radius angezeigt. Jetzt sind alle Blitze durch. Nein, sorry, nicht laut meiner App. Das gibt’s doch nicht?! Doch, sorry. Wann geht es weiter? Immer noch keine Ahnung, sobald es keine Blitze mehr im Radius gibt. Ich habe gehört, es geht jetzt in 15 Minuten weiter. Nicht, dass ich wüsste. Ich habe keinen Bock mehr und habe ohnehin schlecht gespielt, kannst Du mich disqualifizieren? Ja, kein Problem, mach einfach einen Schlag. Okay, war nur ein Scherz. Gut, kein Problem.
Da die Zelle sich wirklich nur langsam vorwärts bewegte, dauerte die Unterbrechung fast zwei Stunden. Die Spielleitung hat die Verantwortung und entscheidet alleine über die Fortsetzung (oder Abbruch z.B. wegen Dunkelheit). Dürfen sich jetzt alle nochmals einschlagen? Nein, sorry, die Zeit läuft uns davon und eine weitere Gewitterzelle ist im Anmarsch. Das ist aber echt unfair. Ja.
Gegen 18:30 Uhr war dann auch das letzte Flight durch. Neuer Platzrekord mit 61 Schlägen (11 unter Par) – unfassbar – auch von der Spielleitung Gratulation an Lukas Lange vom Golfclub Neckartal.
Erfreulicher weise gab es auch keine Regelbälle in der Scoring Area zu entscheiden. Katja im Sekretariat hatte die Ergebnisse in Rekordzeit parat - dafür auch herzlichen Dank! Schnell noch kontrolliert, dann Siegerehrung von unserem Mannschaftskapitän Lucas Breitner durchgeführt. Alles perfekt, sehr gut!
Ende um 19:30 Uhr, endlich 😉
Im Namen unseres Präsidenten Udo Strehl und des gesamten Vorstands möchte ich mich an dieser Stelle aufrichtig bei all unseren ehrenamtlichen Club-Spielleitern und Referees für ihren persönlichen Einsatz in ihrer Freizeit bedanken. Ohne Euch könnten wir keines der Handicap-relevanten Wettspiele – egal ob M-Classic oder BWGV/DGL-Ligaspiel – durchführen. DANKE!